Ohne Dunkelheit kein Licht – Traurigkeit annehmen
Die Trauer ist unter unseren Gefühlen sicher das Stiefkind, dem wir nur ungerne die Türe öffnen. Sie wird in der Öffentlichkeit kaum gelebt und findet wenn, nur ganz im Privaten statt. Und auch da noch wird sie gerne schnell weggewischt und getröstet, damit sie bloss bald vergeht.
In der chinesischen Medizin und Philosophie hingegen hat die Trauer, der Kummer, einen festen Platz neben all den anderen Gefühlen: Freude, Wut/Zorn, Angst/Furcht und Mitgefühl/Sorge. Sie darf gleichwertig sein, und noch mehr. Denn ohne Traurigkeit entsteht keine Frucht, kein Zorn, keine Freude, kein Mitgefühl.
Auch in der westlichen Psychologie wird heute der Grundsatz vertreten, dass ein gesunder Mensch die Fähigkeit besitzen muss, das gesamte Spektrum an Emotionen auszudrücken. Dh. gesund ist, wer auch mal traurig sein kann.