Vom Umgang mit Gefühlen
Wesentlich um in stürmischen Zeiten zu bestehen, ist ein guter Umgang mit unseren Gefühlen. Das Leben wird uns immer wieder durchschütteln & herausfordern. Und dies lässt uns hoffentlich auch nie ganz kalt oder unberührt.
Gefühle geben unserem Leben Farbe & Geschmack
Durch Gefühle werden wir lebendig. Gefühle und der Körper, in dem wir sie wahrnehmen, verbinden uns mit dem Leben im Hier & Jetzt. Ähnlich wie Körpersymptome, sind auch Gefühle Boten, die uns Informationen bringen. Die uns wissen lassen wo wir stehen und was das Leben gerade mit uns macht.
Gefühle melden uns beispielsweise, wenn wir unsere Grenzen besser achten sollten (Ärger, Wut) oder uns auf Risiken einlassen (Furcht, Angst). Und sie geben uns positives Feedback, immer dann, wenn Freude aufkommt.
Gefühle sind ein nützliches Navigationssystem für unser Leben
Ein guter Weg, um auch mit eher unangenehmen Gefühlen in unserem Leben umzugehen, bietet diese vom IBP Institut für Körperpsychotherapie inspirierte Anleitung:
Zulassen & anerkennen:
Auftauchende Gefühle weder wegdrücken noch nach Ablenkung suchen. Sondern einfach mit einem freundlichen AHA zur Kenntnis nehmen & benennen was ist: Aha, ich bin wütend; aha, ich bin traurig; usw. Nicht mehr und nicht weniger.
Neugierig & ehrlich fühlen:
Ob wir in einem Gefühl länger hängen bleiben oder nicht, hängt stark davon ab, was unser Kopfkino daraus macht. Wenn wir es schaffen nicht in die Geschichte einzusteigen, die das Gefühl allenfalls ausgelöst hat, sind wir frei uns dem Gefühl selbst zu widmen. Dabei helfen folgende Fragen: Wo im Körper kann ich das Gefühl wahrnehmen? Wie fühlt es sich an wütend oder traurig zu sein? Was macht das in meinem Körper?
Verantwortung übernehmen:
Es sind immer UNSERE Gefühle. Die Anderen oder die Welt sind höchstens Auslöser. Es ist unsere Lebenskraft und Energie, die sich hier bemerkbar macht. Wir sind aufgefordert, uns darum zu kümmern. Durch anerkennen & fühlen geben wir den Gefühlen in unserem Inneren Raum, statt sie durch ausagieren ins Aussen zu tragen und dort zu verpuffen. So steht die Energie, die Gefühle mit sich bringen, uns zur Verfügung.
Und was jetzt?
Wenn das Gefühl abklingt, uns der Frage öffnen: Was will dieses Gefühl von mir? Was ist die Botschaft dahinter oder darunter? Was brauche ich jetzt, oder was gibt es allenfalls jetzt für mich zu tun?
Gefühle sind Energie in Bewegung – E-motion
Es lohnt sich die Gefühlswelle ganz durchfliessen zu lassen, bevor wir aktiv werden. Uns auf das Fühlen und die Körperwahrnehmung zu konzentrieren hilft, die Energiewelle wirklich kommen & gehen zu lassen.
Gefühle versorgen uns mit Energie & Lebenskraft. Diese gilt es gut zu hüten. Wenn wir Gefühle für uns behalten – indem wir sie fliessen lassen – steht die Energie, die sie mitbringen uns in unserem Leben zur Verfügung.
Die emotionale Intelligenz schulen
Gefühle sind vielschichtig. Es lohnt sich, sie immer mal wieder näher zu erforschen. So lernen wir nicht nur uns selbst besser kennen & verstehen, sondern finden uns auch immer besser in unserer eigenen Gefühlswelt zurecht.
Schreiben hilft ordnen. Wenn wir Dinge die uns bewegen zu Papier bringen, müssen sie nicht mehr wirr in uns herumgeistern. Ich mag die Übung „Deine emotionale Intelligenz schulen“ von Veit Lindau aus seinem Buch „Heirate Dich selbst“. Sie geht wie folgt:
Lass Deinen Tag noch einmal an Dir vorüberziehen und beantworte Dir kurz die folgenden Fragen:
Was fühle ich jetzt gerade?
Welche emotional intensiven Momente habe ich heute erlebt?
Welche Gefühle habe ich genossen? Was kann ich morgen tun, um diese Gefühle wieder einzuladen?
Welche Gefühle haben mir heute Schwierigkeiten bereitet? Habe ich gegen sie angekämpft? Wenn ja, wie?
Habe ich mich abgelenkt? Wenn ja, wie?
Was hätte ich in diesem Augenblick gefühlt, wenn ich ganz ehrlich mit mir gewesen wäre?
Was wäre die Botschaft des Gefühls gewesen?
Es geht bei dieser Reflexion nicht darum irgendetwas zu verändern. Indem Du Deinen Emotionen mehr Aufmerksamkeit schenkst, erlaubst Du Ihnen, sich zu zeigen, ihre Lektion zu übermitteln und dann in Frieden zu gehen.
Quelle: Heirate Dich selbst von Veit Lindau
Musik & Tanzen
Wenn es gerade schwierig ist, in das Gefühl hineinzukommen ohne in die Geschichte dazu einzusteigen, dann empfehle ich Musik. Klang dockt in unserem Hirn, ähnliche wie Gerüche, sehr direkt an. Musik ist immer auch Schwingung und wirkt von daher schnell und direkt auf unsere Stimmungen.
Wenn wir uns dazu auch noch bewegen & tanzen, verbinden wir uns noch stärker (und vor allem auch leichter) mit unserem Körper. So tritt das Denken etwas in den Hintergrund & wir öffnen uns einer tieferen Körperwahrnehmung. Und da die Gefühle im Körper zu Hause sind, auch einer tieferen emotionalen Wahrnehmung.
Sind Kopf & Gedanken gerade besonders hartnäckig, empfiehlt sich eine Augenbinde beim Tanzen. Die Augen sind der Sinn, der ganz nah an unserem Gehirn sitzt und in unserer digitalen Welt sowieso viel im Einsatz ist. Wenn wir dem Sehen im Aussen eine Weile eine Pause gönnen, erleichtert dies das Sehen oder Spüren im Innern.
Listen to the beat of your heart
Je nach Gefühlslage ein Musikstück aussuchen und sich dann einfach für die Dauer dieses einen Songs ganz in das Gefühl abtauchen lassen. Ohne Anspruch zu verstehen oder zu wissen was gerade passiert. Sich vom Rhythmus der Musik und der Bewegung des Körpers tragen lassen, auf dass sich das Gefühl entfaltet, wie es sich entfalten mag.
Gefühle ziehen sich nur in die Länge, wenn wir darüber nachdenken.
Ein Musikstück ist in der Regel nach ein paar Minuten zu Ende. Auch unsere Gefühle brauchen eigentlich nicht Stunden oder Tage, um sich auszudrücken. Sie wollen gefühlt werden, hier & jetzt. Wenn wir ihnen für ein paar Minuten die volle Bühne überlassen, können sie danach in der Regel in aller Ruhe abklingen. Und wir uns allenfalls noch dem widmen, wozu sie uns auffordern.
Als Anregung findest Du auf Spotify eine Playlist mit meinen Favoriten: Gefühlswelten