Gesunde Gewohnheiten: Berührung
Mehr als Worte transportieren Berührungen Liebe und Mitgefühl und erreichen uns von daher oft tiefer. Berührung ist unsere erste Sprache, der erste Kontakt, den wir mit der Welt haben. Sie ist wesentlich für unsere menschliche Entwicklung und entscheidend für unsere Gesundheit.
Eine einzige Berührung kann unsere ganze Welt auf einmal beruhigen.
Berührungen, die wir als angenehm erleben, vermitteln Sicherheit, spenden Trost und geben uns ein Gefühl der Zugehörigkeit. Dadurch bauen sie im Gegenzug Ängste und Stress ab.
Wir erinnern uns sicher alle an Erlebnisse aus der Kindheit, bei denen die liebende Berührung der Mutter oder des Vaters uns Halt gab und uns auf einmal beruhigte. Als Baby oder Kleinkind sind wir besonders auf die Anderen angewiesen, ohne die Zuwendung unserer Eltern sind wir schlicht nicht überlebensfähig. Und hier geht es nicht nur um Betreuung im Sinne von Ernährung und Pflege, ohne Berührung würden wir seelisch verkümmern.
Aber auch als Erwachsene, umarmen wir Freunde und unsere Liebsten automatisch, wenn wir sie trösten oder ihnen beistehen wollen. Und dies macht auch Sinn. Denn inzwischen ist auch wissenschaftlich belegt, dass Berührungen biochemische Prozesse in uns auslösen, die sich wiederum entscheidend auf unser Wohlbefinden und unsere Entwicklung auswirken.
Für uns Beziehungswesen Menschen sind Berührungen überlebenswichtig und da sie auch wachstumsfördernd wirken, sind sie zudem entscheidend für unsere Entwicklung. Berührungen stärken die Bindung, u.a. durch eine erhöhte Ausschüttung von Oxytocin, wodurch wir uns stärker als Teil der Gemeinschaft erleben. Gleichzeitig ist Oxytocin auch als „Glückshormon“ bekannt. Fühlen wir uns glücklich und zufrieden, so fühlen wir uns in der Regel auch sicher, gehalten und sind dadurch widerstandsfähiger gegen äussere Einflüsse.
Aber auch das Immunsystem, die Atmung, Herz und Kreislauf sowie unsere kognitiven Fähigkeiten werden durch Berührungen positiv beeinflusst. Berührungen wirken direkt auf unser Hirn, indem sie die Hirnströme verlangsamen. So konnte beispielsweise nachgewiesen werden, dass eine Massage sich gleich auf das Hirn auswirkt wie Tiefschlaf. Dadurch sinkt der Stress Level und die Lernfähigkeit steigert sich. Im Prinzip ist klar, je entspannter wir sind, je leistungsfähiger und kreativer sind wir als Ganzes.
Berührungen erhöhen auch unsere Schmerztoleranz und wirken schmerzhemmend bei akutem Schmerz. In der Haut wurden C-taktile Fasern entdeckt, die positive Impulse an unser Hirn senden und so den Schmerz nach unten regulieren. Also nicht von ungefähr, dass wir einem verletzten Menschen die Hand halten oder uns bei einer Verletzung dorthin fassen, wo es gerade weh tut.
Die Selbstberührung übrigens wird zwar weniger wahrgenommen, weil wir wissen was kommt und sie oft unbewusst geschieht, aber auch diese Form der Berührung wirkt beruhigend und hilft uns beispielsweise die Aufmerksamkeit zu halten. So erstaunt es nicht, dass wir uns beim angestrengten Nachdenken oder auch wenn wir nervös sind, oft selbst berühren. Sei das eine kleine Berührung im Gesicht oder ein stärkeres massieren der Hände o.ä..
Die Selbstberührung ersetzt die Berührung durch andere jedoch nicht. Und dadurch zeigt sich nochmals wie existenziell sie für uns Menschen ist. Berührungen bringen eine Tiefe der Emotionalität, die Sprache nicht erreicht.
Berührungen sind direkt, unmittelbar und erreichen uns immer.
Interessanterweise lassen die meisten Sinne, inkl. Tastsinn und unsere kognitiven Fähigkeiten, im Alter nach. Dies gilt jedoch nicht für Berührung, diese erleben wir im Alter sogar noch angenehmer. Also gerade wenn wir ältere Menschen durch Sprache manchmal nicht mehr erreichen, sagt eine Hand, auf der Anderen, manchmal mehr als tausend Worte.
Und so schliesst sich der Kreis, am Anfang wie am Ende unseres Lebens sind wir auf die Unterstützung unserer Mitmenschen, unseres Umfeldes, angewiesen. Dazwischen können wir uns vormachen, dass wir alleine klar kommen. Aber wenn wir alleine betrachten, was Berührung für positive Effekte auf unser Leben hat ist schnell klar, dass unser Leben nur im Austausch wirklich lebendig ist.
Impulse & Ideen für mehr Berührung im Alltag:
Hug your near & dear ones 😉
Pro Tag mindestens 1x einen lieben Menschen fest umarmen. Mach eine Gewohnheit daraus und mach es bewusst.
Der Alltag birgt die Gefahr, dass wir unsere Liebsten als gegeben und selbstverständlich nehmen. Eine bewusste Umarmung pro Tag tut nicht nur der Gesundheit, sondern auch der Beziehung gut. Nehmen wir uns bewusst Zeit, denen die uns wichtig sind auch körperlich nahe zu sein. Ohne Worte, aber dafür mit viel Gefühl.
Körperarbeit buchen
Ob Massage, Akupressur, Shiatsu oder «you name it», sich in die Hände eines anderen Menschen abgeben, hat in sich eine heilsame Wirkung. Wir sind in unserer leistungsorientierten Gesellschaft sehr gut im Tun. Für einmal nichts selber machen zu müssen, kann sehr erlösend und erhellend sein!
Und wir profitieren dabei von den ganzen Vorteilen, die Berührungen, die wir als angenehm erleben, in uns auslösen: Entspannung, Sicherheit, Trost, Zugehörigkeit, Glücksgefühle, Stressabbau. Kein Wunder also geht man nach Körperarbeit gestärkt und zuversichtlich wieder weiter im Leben.
Berührung als Selbstpflege
Achte Dich beim nächsten Mal, wenn Du nervös oder unsicher bist, was deine Hände machen. Oft berühren wir uns in Stresssituationen selbst, beispielsweise im Gesicht, am Oberkörper oder die Hände verflechten sich ineinander.
Auch diese eigene Berührung beruhigt erwiesenermassen unser Nervenkostüm. Und auch daraus kann man eine gesunde Gewohnheit machen, in dem man sich diese kleinen Dinge bewusstmacht.
Finde heraus was Du eh schon tust in schwierigen Momenten und verstärke es. Wiederhole es bewusst immer mal wieder ganz für Dich und achte dabei auf Dein Körpergefühl. Was verändert sich?
Ausgehend von einfachen Berührungen, die wir eh schon machen, können diese, wenn wir sie bewusst einsetzen zu kleinen Hilfen & Anker im Alltag werden.
Ideen für einfache und wirksame Berührungen zur Selbstanwendung
Finger ausstreichen:
In unseren Fingern und Zehen enden und starten eine Vielzahl der Meridiane (Energieleitbahnen), dh ideale Orte um immer mal wieder bewusste Impulse zu setzen.
Beispielsweise durch sanftes ausstreichen & massieren der Finger, aktivieren wir die Meridiane, die durch unsere Hände fliessen. Vorzugsweise zum Abschluss mit einem leichten Druck rechts und links des Nagelbettes, wo die meisten Endpunkte der Meridiane liegen.
Füsse massieren:
Die eigenen Füsse, inkl. Fussgelenke massieren, kann eine Wohltat sein. Auch hier am besten noch jede Zehe einzeln durchkneten und rechts und links des Nagelbettes mit einem leichten Druck abschliessen, um die diversen Meridiane anzusprechen.
Unsere Füsse tragen uns zuverlässig durchs Leben und doch vergessen wir sie so oft.
Kopf entlasten – Stirn ausstreichen:
Im Kopf ist meist viel los. Mit den Händen und Fingern 2-3-mal über die Stirn streichen und danach noch etwas durch die Haare wuseln und die Kopfhaut massieren, kann helfen die Gedanken zur Ruhe zu bringen. Am Besten danach den Kopf einfach noch etwas in den eigenen Händen ruhen lassen.
Eine meiner liebsten Übungen, um ganz bei mir anzukommen:
Handflächen aneinander reiben um Wärme zu erzeugen.
Die warmen Hände auf den Körper legen.
Entweder spontan dorthin legen, wo es sich gerade gut anfühlt.
Oder eine Hand auf den Bauch und die Andere auf den Brustkorb.
Die Wärme der Hände auf dem Körper spüren.
Atmen.
Bei Bedarf wiederholen.
Berührungen beglücken, also schenken wir sie uns doch grosszügig.