Die dunklen Stunden des Lebens halten oft die grössten Geschenke für uns bereit. Aus Krisen lernen & wachsen wir. Es sind Zeiten, in denen tiefe Veränderung geschehen kann. Sie zwingen uns, loszulassen & schaffen so Raum für Neues. Etwas geht & etwas entsteht.
Leben schüttelt uns immer mal wieder kräftig durch. Dunkle Stunden, Chaos und Krisen gehören ebenso dazu wie Licht, Klarheit und Wachstum. Insbesondere Wachstum bedingt, dass wir uns immer wieder in Frage stellen. Wir unser Leben regelmässig überprüfen und unsere Entscheidungen und somit auch unseren Weg wieder und wieder anpassen.
Je mehr wir uns gegen negative Gefühle oder Krisen wehren, je mehr binden wir sie an uns.
Alles im Leben ist in Bewegung und wandelt sich stetig. Unsere Gefühle ebenso wie unser Körper und die Welt um uns herum sowieso. Stemmen wir uns gegen die Bewegung, weil wir ein Gefühl oder ein Problem weg haben wollen, erzeugen wir Blockaden. Wir halten sie auf und bleiben im dümmsten Fall genau dort stecken, wo es sich für uns nicht gut anfühlt.
Ein anderer Weg mit Krisen umzugehen, ist sie radikal anzunehmen und anzuerkennen. Es ist der Versuch, sich Neugierde und Entdeckerinnengeist in allen Lebenslagen zu bewahren. Weg von der Wertung gut oder schlecht. Hin zu einer offenen, neugierigen Haltung von, was will mir das sagen? Eine Haltung, die es uns erlaubt, mit der Bewegung die geschehen will, in Einklang zu kommen. Indem wir uns beispielsweise folgende Fragen stellen:
Welches Bedürfnis liegt unter diesem Gefühl?
Wozu bringt mich dieser Schmerz?
Wie soll ich mich damit verhalten?
Wo kann ich etwas anpassen?
Was sehe oder fühle ich noch nicht?
Durch neugierige Erforschung , stellen wir uns dem was ist und nehmen es dadurch an.
Die Geschenke, die Krisen bereithalten, sind nicht immer ganz einfach zu erkennen. Sind wir selbst betroffen, sind wir verletzlich und verunsichert. Oft auch überwältigt von der Fülle an Gefühlen und der Komplexität der Geschichten. Wir tendieren dazu, uns am Altbekanntem zu orientieren. Wir suchen im Chaos die Bruchstücke statt das Licht.
Ein:e Freund:in oder Therapeut:in an unserer Seite kann helfen, den Fokus auf das zu lenken, was entstehen will. Ihr oder ihm fällt schneller auf, was sich verändert hat. Sie/er kann uns beistehen, wenn wir den Blick ins Unbekannte wagen.
Mit Begleitung wird es einfacher, das Licht zwischen den Bruchstücken zu sehen und die Geburt im Chaos zu erahnen.
Schattenarbeit
Unter Schatten verstehen wir die Anteile an uns, die wir verdrängt oder verleugnet haben, denen wir nicht gewahr sind. Der Schatten ist auch bekannt als das unterdrückte Unterbewusstsein. Hier schlummert Altes, Abgelegtes, Ungeliebtes oder Unbequemes. Gefühle, die nicht zum Ausdruck gelangen konnten oder Eigenschaften, die nicht willkommen waren und die wir daher in einer Schublade verstaut haben.
Alles was uns besonders stark ärgert, irritiert oder auch fasziniert, hängt mit unserem eigenen Schatten zusammen.
Schattenarbeit holt diese Anteile, Gefühle und damit verbundene Energie zu uns zurück. Und eröffnet uns dadurch mehr Lebendigkeit, Freiheit und Handlungsspielraum.
Um uns unseren Schatten zu stellen, ist es auch hier hilfreich, sich einen neugierigen Forscherinnenblick zu bewahren. Denn es geht nicht darum, uns zu be- oder verurteilen. Sondern uns mehr und mehr zu erkennen und zu verstehen.
Kurz Zusammengefasst, geht Schattenarbeit in 3 Schritten vor*:
_ sich damit konfrontieren: Hinschauen und möglichst genau und präzise beschreiben, was ich sehe, fühle, wahrnehme.
_ damit sprechen – Dialog und Beziehung aufnehmen: Was hat dieser störende Aspekt mir mitzuteilen, was würde er/es sagen, wenn er/es reden könnte?
_ es sein – Perspektivenwechsel: In diesem letzten Schritt versuchen wir die Welt und einschliesslich unserer selbst, aus der Sicht des störenden Aspektes zu sehen. Wie fühlt es sich hier an? Was sehe und erkenne ich aus dieser Perspektive? Wie nehme ich mich von hier aus wahr?
Dieser letzte Schritt braucht manchmal Mut und in jedem Fall Übung. Aber grundsätzlich geht es darum, die bisher ausgeschlossenen Gefühle, Antriebe und Eigenschaften in uns zu finden und direkt zu erleben. Sie durch Übung und Wiederholung zu integrieren und als einen Teil von uns selbst anzuerkennen.
Man muss die dunklen Stunden des Lebens nicht alleine meistern. Begleitung erleichtert vieles. Schwere Gefühle tragen sich gemeinsam leichter. Dunkle Stunden erforschen sich mit Unterstützung besser. Auch Schattenarbeit gelingt mit Begleitung einfacher.
Wenn es dunkel wird, wird das Licht heller & das Wesentliche sichtbarer.
Quellen & weiterführende Literatur
Intergrale Lebenspraxis* von Ken Wilber, Terry Patten, Adam Leonard, Marco Morelli
Den Dämonen Nahrung geben von Tsültrim Allione
Schattenwerk von Veit Lindau