Februar Retreat – 2 Teil – Annehmen & Loslassen

Mir fällt auch an mir selbst immer wieder auf, wie schnell ich dabei bin, unangenehme Gefühle oder Situationen möglichst schnell weg haben zu wollen. Sei es mit Ablenken, Ausweichen oder indem ich mir schnell überlege, was jetzt helfen könnte. Im Sinne von: So schnell wie möglich raus da.

Aber wir sind nur ganz als Mensch, wenn wir auch das ganze Spektrum der Gefühle halten und ausdrücken können. Hier hilft mir die chinesische Medizin und das System der 5 Elemente oder Wandlungsphasen immer wieder einen besseren Zugang zu finden. Es ist ein stetiger Tanz und ein Wechselspiel der Gefühle. Alles gehört dazu, auch die Trauer, die Angst und die Wut. Denn ohne sie entsteht keine Freude und auch kein Mitgefühl. Am Ende hängt alles zusammen und wir berauben uns einem grossen Teil unserer Kraft, wenn wir die unliebsamen Gäste wie Angst und Wut einfach wegdrücken. Im dümmsten Fall finden sie über Beschwerden den Weg zurück in unser Leben.

Also Annehmen – embrace what is – als erster Schritt zum Loslassen. Und siehe da, gerade unangenehme Gefühle gehen auch ganz von selbst wieder. Dies gilt insbesondere, wenn wir uns nicht daran festhalten, indem wir sie weghaben wollen. Gefühle sind eine Welle, die uns durchspült. Nach dem peak, dem Höhepunkt, flachen sie wieder ab. Emotionen sind Energy in Motion (Quote by Veit Lindau). Wie wahr, schneiden wir uns von dieser Energiequelle nicht einfach so ab!

Qi Gong Übung: Wirbelsäule rollen

Anspannung setzt sich sehr gerne in unserem Rücken fest. Hier fliesst auch der Blasen Meridian, der von seiner Funktion her zu einem grossen Teil für die Regulierung von An- und Entspannung zuständig ist. Wir brauchen Beides, das Leben ist ein einziger Zyklus von Annehmen & Loslassen. In diesem Sinne unterstützt uns diese einfache und hoch effektive Übung. Den Rücken und unserer Wirbelsäule geschmeidig zu halten ist zudem ganz generell eine super Gesundheitsvorsorge.

Suche Dir einen ruhigen Platz in deiner Wohnung, vielleicht sogar mit Blick nach draussen oder vor dem offenen Fenster.

Stell Dich aufrecht hin, schau, dass Du einen guten Stand hast und deine Füsse auf dem Boden gut spürst. Füsse ca. hüftbreit, Knie leicht gebeugt, Rücken entspannt aufgerichtet, Arme locker am Körper entlang hängen lassen, der Kopf thront wie eine Krone oben drauf.

Nimm ein paar entspannte aber bewusste Atemzüge in dieser aufrechten Haltung. Lass Dich ankommen. Vielleicht willst Du die Augen schliessen. Für einen Moment musst Du gar nichts tun. Geniess einfach die Stille & Ruhe für diesen kurzen Augenblick. Wann immer Du soweit bist:

Mit der Ausatmung, lass Deinen Kopf sanft nach vorne und Richtung Brustbein sinken. Lass ihn immer schwerer werden und Dich dadurch nach vorne & unten ziehen. Wirbel für Wirbel rollst Du langsam nach vorne und sinkst so tief wie es für Dich angenehm ist. Knie bleiben immer leicht gebeugt, so dass Du Dich ganz entspannt nach vorne beugen kannst.

Über die Ausatmung – gerne auch über den Mund ausatmen – alles loslassen Richtung Erde und alles was Du gerade nicht mehr brauchst abgeben.

Sobald Du den Impuls für die Einatmung wahrnimmst, lässt Du Dich Wirbel für Wirbel wieder nach oben ziehen. So dass Du Dich sanft und langsam wieder nach oben rollst. Der Kopf richtet sich als Allerletztes wieder auf und thront wie eine Krone zuoberst auf Deiner Wirbelsäule.

Dein Atem gibt den Takt an und bestimmt wie tief Du hinabsinkst. Wiederhole den Zyklus 5-6 Mal, oder mehr, wenn Du magst.

Bleibe am Ende noch für 3-4 Atemzüge stehen. Gönn Dir ein paar Minuten ohne Bewegung in der Ruhe & geniess die Stille.

Quelle: Grandmaster Wong Kiew Kit, Shaolin KungFu, Chi Kung, Taijiquan and Zen

 

Akupressur Punkte die uns beim Annehmen & Loslassen unterstützen.

Diese Punkte können über den Tag verteilt immer mal wieder während ca. 3-4 Atemzügen gehalten & sanft gedrückt werden. Beide Seiten abwechselnd oder auch mal nur eine Seite. Du setzt damit sanfte Impulse für dein ganzes System, Körper, Gefühle und Verstand. Halte Deine Aufmerksamkeit auf den Akupressurpunkten, sei wach & achtsam was Du wahrnehmen kannst. Ev willst Du es auch notieren.

Es gilt, der Punkt ist wo Du ihn findest, wo Du etwas wahrnimmst.

Gallenblase 21 – Schulterbrunnen

Auf den Schultern tragen wir viel und sie sind bedingt durch unseren westlichen Lebensstil gerne verspannt. Dieser Punkt nimmt die Last von den Schultern und hilft beim Loslassen. Er gleicht die Energie zwischen Kopf und Körper aus und entspannt auch den Nacken. Achte Dich darauf, wenn Du diesen Punkt hältst, dass es jetzt gerade nichts gibt, was Du tragen musst.

Lage: In einer Vertiefung am höchsten Punkt der Schulter, knapp hinter dem Vorderrand des Trapezius.

Dickdarm 11 – Teich in der Biegung

Dieser Punkt bringt eine tiefe Entspannung und Atmung, die zu Regeneration und energetischer Aufladung führt. Er bringt Kraft und Vitalität und stärkt die Fähigkeit sich im Leben zu behaupten. Er gibt im wahrsten Sinne des Wortes Ellbogen 😉 Weiter reguliert er den Darm und hilft bei Durchfall ebenso wie bei Verstopfung. Er unterstütz den Prozess des Loslassens von allem was nicht mehr benötigt wird, sei es auf körperlicher, geistiger oder seelischer Ebene.

Lage: In einer Vertiefung am äusseren Ende der Beugefalte des Ellbogens bei rechtwinklig gebeugtem Arm.

Quelle: Das Tao der Akupressur und Akupunktur von Achim Eckert

 

Annehmen: 3 Schritte um mit schwierigen Gefühle umzugehen.

Wie eingangs erwähnt, heisst Loslassen oft zuerst einmal Annehmen. Was also tun, wenn sich die unangenehmen Gefühle breitmachen? Ich mag diese wunderbare und einfache Übung aus der Werkzeugkiste von IBP:

1 Benennen – name it & you tame it – benenn es & Du zähmst es

Allein das Gefühl zu benennen schafft Distanz.

Wiederhole den Namen des Gefühls in einer freundlichen und verständnisvollen Tonlage, als würdest Du mit einer geliebten Person sprechen. „Das ist Angst.“ „Das ist Wut.“ „Das ist Trauer.“

2 Körperempfinden wahrnehmen – feel it & you heal it – fühle es & Du heilst es

Meistens wenden wir uns dem mentalen Aspekt unserer Gefühle zu, um mit ihnen zurechtzukommen. Sie zu beruhigen oder zu ordnen. Dieser Lösungsweg ist steinig und schwer zu bewältigen, den unser Geist ist sprunghaft. Er führt uns blitzschnell vom Hundertsten ins Tausendste und endet nicht selten in einem sich ständigen drehenden Gedankenkarussell. Stattdessen ist es einfacher sich dem körperlichen Aspekt des Gefühls zuzuwenden. Wo und wie spüre ich die Angst, die Wut, die Verzweiflung in meinem Körper?

Wähle diejenige Stelle in deinem Körper aus, wo sich das Gefühl am stärksten ausdrückt und wende dich achtsam dieser Stelle zu. Atme sanft um diesen Bereich herum. Vielleicht es sogar möglich, dich in diesen Körperbereich hinein zu entspannen, deine Muskelspannung etwas loszulassen.

3 Fürsorge und Trost

Schwierige Gefühle gehören zum Leben, zu unserem Dasein, zu unserer Erfahrungswelt. Sie lasen sich nicht einfach wegmachen. Anstatt sie wegzudrücken oder dich selbst abzuwerten, zu kritisieren, weil du so fühlst, wie du fühlst, schenke dir, was jeder Mensch in schwierigen Situation braucht: Trost und Fürsorge.

Sprich zu Dir, wie mit einer guten Freundin, einem guten Freund sprechen würdest, dem/der es gerade nicht gut geht. Leg eine Hand auf die Körperstelle, an der Du das Gefühl am stärksten wahrnimmst, gib Dir liebevolle Zuwendung. Bleib bei Dir im Sinne von: „Möge ich liebevoll mit mir selbst umgehen. Möge ich mich selbst nicht verlassen, wenn es mir schlecht geht und ich mich am meisten brauche. „

Quelle: IBP Institut, Silvie Pfeifer

Loslassen:

Nimm Dir Zeit zu erforschen, wo es Dir in deinem Leben nach loslassen ist. Wo wäre es gut etwas weniger anzuhaften, festzuhalten, stehen zu bleiben? Welche Muster und Verhaltensweisen bist Du bereit loszulassen? Reflektiere immer mal wieder darüber, achte Dich im Alltag was Dir dazu auffällt. Schreibe es auf. In Dein Tagebuch oder ev auch einfach auf lose Blätter, die Du Ende Woche feierlich verbrennst. Falls Du Tagebuch schreibst, kannst Du Dir auch einfach einzelne Stichwörter aus Deiner Forschung auf Zettel notieren und verbrennen. Verbrennen ist eine wunderbare Form, die Dinge zu übergeben und abzugeben. Am Ende ist alles ein Fluss und zu viel „selber machen wollen“ lässt uns meist auch stärker festhalten und anhaften.

Soundtrack:

Musik empfinden wir nicht nur emotional, sondern sie berührt uns auch durch Schwingung und Frequenzen auf körperlicher Ebene. Genau wie die Hirn- und Zellströme unseres Körpers schwingt Musik auch auf einer Wellenlänge und harmonisiert so perfekt Körper & Geist. Wenig kann unsere Stimmung so schnell und gleichzeitig entspannt verändern wie Musik & Klang.

Songs zum Annehmen & Loslassen:

First stage, Osho; Dance the day away, Frank Natale & Professor Trance; Nothing is sacred, Frank Natale & Professor Trance; Cityface, Against all Logic; This old house is all I have, Against all Logic; Stop Dem, Sault; Monsters, Sault; Breathe it in, Beautiful Chorus; I Release Control, Alexa Sunshine.

Spotify Playlist: Annehmen & Loslassen

Sound on, räum Dir eine Ecke frei und tanz mit. Auch wenn Du ungerne tanzt, keiner schaut zu, lass Dich durchschütteln, wirf alles ab und lass los was Du nicht mehr brauchst: Verspannung, Ärger, Trauer, Gedanken, die To-Do-Liste. Egal was Du aufgeschrieben hast, nimm es mit und tanz es durch.

Let it go & just flow!