Februar Retreat – Teil 4 – Integrieren

Das Wichtigste kommt immer zum Schluss, wie die Stellung Savasana im Yoga oder wenn man nach einem intensiven Trance Dance glücklich erschöpft zu Boden sinkt: Integrieren. Auch in der Körperarbeit ein wichtiger Aspekt. Oft finden wir in der Prozessarbeit neue Einsichten und dann sorgt die Akupressur dafür, dass sich diese so richtig in unserem System setzen können.

Es reicht nicht, wenn wir im Kopf Dinge neu erkennen, Affirmationen alleine machen keine wirkliche Veränderung. Wir müssen die Erkenntnisse in unserem Körper, wo auch unsere Gefühle zuhause sind, verankern damit Veränderung nachhaltig ist und bleibt.

Ich vergleiche es in der Praxis oft so: Wenn wir den Blick nach innen richten und das Qi in Fluss bringen, wirbeln wir die Dinge frisch auf. Damit der frische Wind oder die neuen Einsichten aber auch wirklich in uns landen können, müssen wir ihnen Zeit geben sich zu setzen. Manchmal sind es ja auch einfach altbekannte Anteile, die durch nähere Betrachtung einen neuen Platz erhalten und dadurch eine völlig neue Funktion.

Damit alles wirklich auch in uns ankommt braucht es Zeit zur Integration. Das sind die magisch stillen Momente auf den Tisch gegen Ende einer Behandlung, Savasana nach dem Yoga, Standing Zen nach dem Qi Gong oder ruhen nach dem Trance Dance. Hier kann Neues seinen Platz und Altbekanntes einen neuen Platz finden. Erst wenn die Dinge sich in unserem System setzen und integrieren können, nehmen wir sie auch mit, wenn wir wieder zur Türe hinauslaufen.

Diese Woche bietet Inspiration & Anregung zur Integration. Zu stillen Momenten und Momenten der Reflektion, so dass sich Erkenntnisse setzen können und Neues sich verankert.

Der Kreislauf ist Taos Bahn

Und Nachgiebigkeit seine Erkenntnis.

Alle Wesen der Welt entstehen im Sein,

das Sein aber entsteht aus dem Nichtsein.

Tao-te-King

 

Atemübung & Meditation: Der kleine himmlische Kreislauf

Der kleine himmlische Kreislauf ist eine klassische taoistische Übung zur Steuerung des Qi mit Hilfe des Atems. Wir atmen entlang des Ren Mai und Du Mai, zwei der ausserordentlichen Meridiane, die wie ein See oder Reservoir Qi speichern. Die beiden Meridiane zusammen bilden den kleinen himmlischen Kreislauf oder das kleine Universum, das Herz des Meridiansystems.

Der kleine Kreislauf ist wie unser innerster energetischer Kern, der uns zwischen Himmel und Erde ausrichtet und uns gleichzeitig mit unserer tiefsten inneren Essenz verbindet.

Suche Dir einen ruhigen Platz in deiner Wohnung, im Sitzen oder auch im Liegen.

Nimm ein paar entspannte aber bewusste Atemzüge in der von Dir gewählten Position. Lass Dich ankommen. Vielleicht willst Du die Augen schliessen. Für einen Moment musst Du gar nichts tun. Geniess einfach die Stille & Ruhe für diesen kurzen Augenblick. Wann immer Du soweit bist:

1 Konzentriere Dich auf die Empfindungen unmittelbar über deinen Kopf. Bring Deine Aufmerksamkeit zum höchsten Punkt auf deinem Kopf (Kopfkrone) und stell Dir dort eine geöffnete Lotusblume (oder eine beliebige Lieblingsblume) vor.

2 Beim Einatmen bringst Du durch diese Blume und deine Kopfkrone himmlisches Qi in Dich hinein. Lenk den Atem bewusst in den Bereich hinter deine Augenbrauen und atme in dieses Energiezentrum des „Dritten Auges“.

3 Drück die Zunge direkt hinter den Vorderzähnen geben den Gaumen, damit noch mehr Qi zirkulieren kann. Lass den Atem dann durch Gaumen und Zunge in die Kehle und von dort zum Herzen hinunterfliessen.

4 Lass den Atem weiter an der Körpervorderseite tiefer fliessen bis etwa zwei Finger breit unterhalb deines Nabels. Atme hier ganz bewusst in dein Tantien. Vielleicht kannst Du die Kraft hier wie einen Energieball in deinem Körper wahrnehmen.

5 Wenn Du die Fülle im Tantien gut spüren kannst, lenke dein Qi mit deiner Vorstellungskraft Richtung Steissbein. Du kannst Dir das Qi hier wie eine kleine Schlange vorstellen die langsam zum Steissbein gleitet.

6 Hier beginnt der zweite Teil des Kreislaufs. Visualisiere wie deine Ausatmung vom Steissbein die Wirbelsäule – Wirbel um Wirbel – emporsteigt bis zum Hinterkopf.

7 Lenke die Ausatmung vom Hinterkopf zurück Richtung Kopfkrone und von dort über Dich hinaus.

8 Beginne wieder von vorne. Während der Einatmung das Qi bewusst über den Kopf und die Körpervorderseite nach unten leiten und über die Körperrückseite und die Wirbelsäule wieder ausatmen.

9 Wiederhole den Ablauf nach Belieben.

Wenn Du den kleinen himmlischen Kreislauf beendest, gönn Dir ein paar Minuten in Stille. Diese Übung ist eine ideale Vorbereitung für eine Mediation, bzw. wann immer deine Gedanken während der Meditation herumschweifen, hilft diese Atemlenkung deine Konzentration wieder zurück ins Hier & Jetzt zu bringen.

Quelle: Integrale Lebenspraxis, Ken Wilber, Terry Patten, Adam Leonard, Marco Morelli

 

Geführte Meditation: Das Meer der Selbstliebe, Veit Lindau

Manchmal lässt es sich einfacher Abschalten, wenn wir zuhören können und geführt werden. Veit führt Dich hier sanft und entspannt in die stille Weite deines Selbst, wo alles gut ist, so wie es gerade ist. Das sind die kostbaren Momente in denen wir in die tiefe Quelle ins uns selbst eintauchen und eine Ahnung der unendlichen Weite des Seins erfahren, aus der am Ende alles entsteht.

Das Meer der Liebe von Veit Lindau

 

Akupressur Punkte die uns beim Integrieren unterstützen.

Diese Punkte können über den Tag verteilt immer mal wieder während ca. 3-4 Atemzügen gehalten & sanft gedrückt werden. Beide Seiten abwechselnd oder auch mal nur eine Seite. Du setzt damit sanfte Impulse für dein ganzes System, Körper, Gefühle und Verstand. Halte Deine Aufmerksamkeit auf den Akupressurpunkten, sei wach & achtsam was Du wahrnehmen kannst. Ev willst Du es auch notieren.

Es gilt, der Punkt ist wo Du ihn findest, wo Du etwas wahrnimmst.

Herzzentrum – Ren Mai 17

Dieser Punkt ist das Haupttor zum Herz Chakra und wirkt gleichzeitig anregend auf das Dritte Auge, die obere Wohnung des Shen. Er vertieft die Atmung und macht uns unsere Gefühle bewusst. Er wirkt wie eine Schaltstelle der Energien zwischen oben und unten sowie links und rechts.

Lage: Auf dem Brustbein in der Mittellinie, im Zentrum der Brust.

Wurzel und Krone Du Mai 1 und 20

Du Mai 1, Starke Macht, hat eine erdende Wirkung und regt das Wurzel Chakra und die Kundalini Energie an. Er baut Verspannungen in der Wirbelsäule ab und hilft bei Schmerzen im unteren Rücken und in der Kreuzbeingegend. Er schafft Verbindung zur Erde.

Du Mai 20, Bai Hui, die Hundertfache Zusammenkunft, ist der obere Pol des Körpers, wo alle Kraftlinien des Organismus zusammenlaufen. Der Punkt hat eine ausgleichende und beruhigende Wirkung. Man fühlt sich zentriert. Dasein, atmen und die Hingabe ans Sein fühlen. Bai Hui regt den Qi Fluss im kleinen Kreislauf an, sowie in den Energiezentren oder Chakren.

Lage: Auf der Mittelinie des Kopfes. Am leichtesten findet man ihn, wenn man sich eine Gerade vom tiefsten Punkt des Ohrläppchens zur Ohrmuschelspitze denkt und diese bis zur Scheitelhöhe verlängert. Bai Hui ist der Schnittpunkt dieser Geraden.

 

Selbstreflektion – Schreiben als Praxis

Eine wunderbare Arte der Psychohygiene ist Tagebuch schreiben. Schreiben hilft Gedanken ordnen. Wenn wir Dinge die uns bewegen zu Papier bringen, müssen sie nicht mehr wirr in unserem Kopf herumgeistern.

Es ist ähnlich wie in der Praxis, wenn man die Dinge die einem sorgen oder bedrängen endlich einmal ausspricht. Wenn die Sachen auf den Tisch, das Papier oder überhaupt ans Tageslicht kommen, sind sie oft halb so bedrohlich. Hier werden sie zu einfach zu Dingen oder Geschichten und wir können uns kreativ überlegen, was wir damit machen.

Es ist auch eine Art wie man sich selbst, und der eigenen Entwicklung auf der Spur bleibt. Oft sind wir frustriert, weil wir denken es geht nichts vorwärts, es verändert sich nichts. Beim Schreiben, und ggf. Nachlesen, entdecken wir das dem meist nicht so ist. Dass wir uns eben doch verändert haben in den vergangenen Jahren. Dass wir schwierige Momente bewältigt und auch Schönes erlebt haben. Wir entdecken den Reichtum des eigenen Lebens.

Eine wunderbare Anleitung & Inspiration zum Schreiben bietet Doris Dörrie in ihrem Buch Lesen, Schreiben, Atmen:

…Zehn Minuten, nicht mehr. Zehn Minuten sind immer zu schaffen, da greift die Ausrede nicht man habe keine Zeit. Stell dir den Wecker. Zehn Minuten während die Spagetti kochen, das Bad besetzt ist, der Bus nicht kommt. Im Flugzeug, im Wartezimmer. Nur Zehn Minuten.

Die Chance, dass es dann doch mehr werden ist gross. Aber auch nur zehn Minuten hinterlassen das Gefühl, etwas geschafft und geschaffen zu haben, aktiv und kreativ gewesen zu sein. Sie bringen einem in Kontakt mit dem eigenen Leben. Danach fühlt man sich lebendiger.

Überall sind kleine Zeit- und Wartefenster versteckt, die wir inzwischen meist mit Daddeln auf dem Handy verbringen. Stattdessen zu schreiben ist eine Art Ermächtigung: Man holt sich die Zeit zurück. Verpasst sein eigenes Leben nicht mehr.

Quelle: Lesen, Schreiben, Atmen von Doris Dörrie

 

Soundtrack

Musik empfinden wir nicht nur emotional, sondern sie berührt uns auch durch Schwingung und Frequenzen auf körperlicher Ebene. Genau wie die Hirn- und Zellströme unseres Körpers schwingt Musik auch auf einer Wellenlänge und harmonisiert so perfekt Körper & Geist. Wenig kann unsere Stimmung so schnell und gleichzeitig entspannt verändern wie Musik & Klang.

Songs die beim Integrieren helfen:

Om Prana, Rara Avis; Breathing out, Shaman´s Dream; Om Ahh Hum, Jane Winther; Sweet Chimes, Jane Winther, Raman Marharjan; Heart Chakra, Beautiful Chorus; Opening, Essie Jain; Tag am Meer, Die Fantastische Vier.

Spotify Playlist by beaimfluss: Integrieren

Sound on, räum Dir eine Ecke frei und Tanz mit oder leg Dich aufs Sofa und träum mit. Übergib Dich dem Rhythmus der Musik und lass Dich von ihrer Kraft und Schwingung berühren und tragen. Fühl Dich frei Dich zu bewegen wie es gerade kommt oder auch nicht. Übergib dem Körper die Führung, so dass sich bewegt, was bewegt werden will und sich alles wie von selbst organisch ordnet und setzt.

Let go & just flow!